Der österreichische Jahrgang 2011 hat endlich die Keller wieder merkbar gefüllt. Das Wetter hat weitgehend gesunde und reife Trauben beschert. Der warme Sommer führte zwar zur Herausforderung bei der Wahl der richtigen Laubarbeit und teilweise moderaten Säuregehalten und erforderte damit ein achtsames Agieren bei der Vinifizierung. Dieser Jahrgang 2011 bringt feinfruchtige körperreiche Weine zu vinifizieren, die als Jungwein, als auch in gereifterem Zustand Trinkfreude vermitteln.
Die aktuelle Ernteschätzung der Statistik Austria geht von einer Menge von 2,45 Mio. hl aus, das bedeutet zwar nur ein Plus von 2% gegenüber dem fünfjährigen Durchschnitt, gegenüber dem Vorjahr allerdings von +41%, wobei es dennoch regionale Unterschiede gibt. Hagel- und Frostschäden verursachten in manchen Gebieten trotz größerer Erntemenge als im letzten Jahr einen Minderertrag verglichen mit dem langjährigen Durchschnitt.
Burgenland
Wettermäßig war der Verlauf ähnlich wie in den anderen Weinbaugebieten. Ein aufgrund der Blüte auch früherer Lesezeitpunkt sowie die gute Witterung ermöglichte planvolles Arbeiten und nicht den Stress wie im Vorjahr, wo aufgrund der Fäulnisgefahr in kürzester Zeit gelesen werden musste. Einen kleinen Dämpfer verursachten heuer gebietsweise Winterfrost und die Kälte Anfang Mai, die tausende Hektar schädigte, wie auch das Hagelgewitter am 23. Juni das ca. 1.600 ha sehr schwer traf. Die sonst sonnige und trockene Witterung ermöglichte aber überall gesunde Trauben ohne weitere Beeinträchtigung in den Keller zu bringen, wobei der Säure wegen gute Nerven notwendig waren um eine optimale Ausreifung auch abwarten zu können. Mit geschätzten 715.200 Hektolitern wurde eine normale Ernte erreicht – ein Plus von 54% zum Vorjahr. Dies freut genauso wie die resultierende Weinqualität: Gute Fruchtigkeit und angenehme Säure, begleitet von einer heuer auffällig tiefdunklen Farbe bei den Rotweinen.
Niederösterreich
Mengenmäßig rechnet man mit einer durchschnittlichen Ernte von 1,5 Mio. hl, wobei es gebietsweise Unterschiede gibt, verursacht durch Frost und Hagel. So werden sowohl das Weinviertel als auch die Thermenregion unter dem langjährigen Durchschnitt liegen (-9 bzw. -3%). Ansonsten waren auch in Niederösterreich in diesem Jahr eher nur die Wespen das störende Element – sowohl für das Lesepersonal als auch Weinqualität – mitunter wurde die Lese des Wespenfraßes wegen vorverlegt. Ansonsten achtete man auf die durch die Wärme teilweise rasch abnehmende Säure um die richtige Balance von physiologischer Reife und gutem Säurerückgrat zu erreichen.
Steiermark
Heuer hat es die Steiermark mit dem Wetter besonders gut erwischt, wenig Frost- und Hagelschäden werden sogar eine mit +19% überdurchschnittliche Ernte im Vergleich mit dem Fünfjahresschnitt ergeben. Die geschätzten 226.600 hl bedeuten zum Vorjahr sogar +28%. Aufgrund der frühen und relativ kurzen Blüte konnte die Lese auch relativ zeitig begonnen werden, und wurde zügig durchgeführt, um Säure- und Zuckergehalte richtig zu „erwischen“. Mitte Oktober war die Hauptlese vorbei, und gute Laubarbeit sorgte für fruchtige und vollmundige Weine.
Wien
Der Hagelsturm vom 4. Juni ist den Winzern in Döbling und Stammersdorf in schlechter Erinnerung, führte er doch zu Schäden und Ertragseinbußen. Dennoch, auch in Wien freut man sich über sehr gute Qualität mit einem Ertrag leicht unter dem langjährigen Durchschnitt. Wie auch in den anderen Gebieten entschied die Arbeit im Weingarten über hohe Gradation und Säuregehalte, sodass ein vielschichtiges Angebot an fruchtigen und gehaltvollen Weinen zu erwarten ist.
Südfrankreich
Von einem außergewöhnlich guten Jahrgang sprechen Winzer aus Südfrankreich. Die Ernte konnte rund zwei Wochen früher abgeschlossen werden als im Vorjahr. Die Bedingungen sind optimal, wir ernteten vollreife, gesunde Trauben. Einziger Wermutstropfen, Ende April vernichteten wachteleiergrosse Hagelkörner rund 30 Prozent der Blütenstände von Syrah- und Vermentino-Reben. Im Corbières (Languedoc) wurden perfekt ausgereifte, aromatische Trauben eingefahren. Milde Tagestemperaturen und frische Nachtwinde im Frühherbst sorgten dafür, dass die Reben bis zur Ernte von Trockenstress verschont blieben.
Italien
Von einer sehr guten Ernte berichten die Winzer. Die Mengen sind gut, die optimal gereiften und gesunden Trauben deuten auf einen unbestritten guten Jahrgang hin, so in Norditalien. Auf Sizilien führte Falscher Mehltau im Frühjahr zwar zu Ertragseinbussen von rund 20 Prozent. Die geernteten Trauben sind aber von ausgezeichneter Qualität. Es werden aromatische Weine mit einem höheren Alkoholgehalt als sonst, aber trotzdem von eleganter Struktur erwarten, so die dortigen Winzer.
Spanien
Auf ein insgesamt eher schwieriges Jahr blicken Spaniens Winzer zurück. Je nach Region hatten sie mit Trockenheit, Hagel, Mehltau oder Nässe zu kämpfen. In der Rioja führte die andauernde Trockenheit zu Ertragseinbußen von bis zu 30 Prozent. In der Navarra wurde etwa 20 Prozent weniger geerntet als in einem durchschnittlichen Jahr. Allerdings stimmt auch hier die Qualität.
Portugal
Bis auf das Alentejo haben die Erntemengen aber in Portugals Weinbaugebieten kaum gelitten. Mit der geernteten Qualität sind die Winzer sehr zufrieden. «Wir rechnen mit Weinen von großer Ausdruckskraft und Ausgewogenheit, aber auch mit mehr Struktur und Volumen als beim Jahrgang 2010», erklärten sie.
Griechenland
Mit einem schlimmen Jahr müssen dagegen die Winzer auf der Halbinsel Peloponnes in Griechenland fertig werden. Heftige Regenfälle im Mai und Juni sowie später noch ein Hagelsturm haben in den Weinbergen große Schäden hinterlassen und Ertragsausfälle von bis zu 70 Prozent.