Der Jahrgang 2011
stand zwar aufgrund verschiedener Wetterkapriolen lange unter keinem guten
Stern. Umso größer ist bei den Pfälzer Weingütern und
Winzergenossenschaften die Freude über das glückliche Ende. Die
voraussichtliche Erntemenge von 2,3 Millionen Hektolitern entspricht nach
dem Mini-Jahrgang 2010 genau dem Bedarf des Marktes. Vor allem aber
geraten die Fachleute angesichts der Qualität des Jahrgangs ins Schwärmen:
Mineralische Weißweine mit einer angenehmen Säure und sehr farbintensive,
dichte Rotweine lassen die Herzen der Weinliebhaber schon jetzt höher
schlagen: „ Die Natur hat uns erst monatelang auf die Folter gespannt und
dann mit einem Jahrgang beschenkt, der das Zeug zum absoluten Spitzen-
Jahrgang besitzt“, sagte der Vorsitzende der Pfalzwein-Werbung,
Weinbaupräsident Edwin Schrank, beim „Herbstlichen Kamingespräch“ im
Weingut Münzberg in Godramstein. Der 2011er könnte sich damit einreihen
in die Sequenz der Top-Jahrgänge 2007 und 2009, manche wagen sogar
Vergleiche mit Jahrhundert-Jahrgängen wie 1811 und 1911.
Die Rebenentwicklung in der Pfalz startete sehr früh. Der Riesling trieb in
Neustadt bereits am 11. April aus, zwölf Tage vor dem langjährigen Mittel.
Minustemperaturen in den frühen Morgenstunden Anfang Mai ließen auf etwa
5.000 Hektar Rebfläche die jungen Triebe absterben. Erst mit einer gewissen
Verzögerung trieb ein Teil der Rebstöcke erneut aus. Dabei waren – mit
Ausnahme dieser folgenreichen Frostnacht – die Monate April und Mai fast
sommerlich warm und sorgten für eine sehr frühe Rebblüte. Die Rieslingblüte
am 25. Mai lag beim Diestleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in
Neustadt drei Wochen vor dem langjährigen Mittel. Der überdurchschnittlich
warme Juni begünstigte die Entwicklung weiter, ergiebige Regenfälle im Juli
und August sorgten für eine gute Wasserversorgung der Rebstöcke. Der
Herbst startete nach Hagelschlag Ende August erst blitzartig und verlief
danach über vier Wochen bis fünf Wochen ohne große Hektik. Das ruhige
Spätsommerwetter ermöglichte eine selektive Lese, so konnte hoch reifes und
gesundes Lesegut eingebracht werden. Zur Freude der Winzer reiften auch in
vielen frostgeschädigten Weinbergen die nachgetriebenen Trauben noch aus
und erzielten unerwartet hohe Mostgewichte.
So kam bis zum Ende der Haupternte wesentlich mehr Most in die Keller
als im Frühjahr und Sommer erwartet. Die vom DLR ermittelten
durchschnittlichen Mostgewichte lagen überwiegend im Prädikatsweinbereich,
Weißburgunder bei 90°, Riesling, Silvaner und Grauburgunder bei 85° und
Müller-Thurgau bei 74°. Von seinem Vorgänger unterscheidet sich der
Jahrgang 2011 vor allem durch seinen moderaten Säuregehalt. Daher probieren
sich die ersten Jungweine nicht nur äußerst fruchtig, sondern auch vollmundig
und gut entwickelt. „Die Rotweine sind dank des frühzeitigen Reifebeginns
sehr farbintensiv, überzeugen mit dichten Tanninen und lassen eine weit
überdurchschnittliche Qualität und hohe Genussfreude erwarten, freut sich
Weinexperte Dr. Jürgen Oberhofer vom DLR Rheinpfalz.
Die guten Erträge in den nicht vom Frost geschädigten Weinbergen
kompensierten in etwa die durch Frost bedingten Ertragsausfälle. Die
Weinernte erreicht in der Pfalz fast die im 10-Jahres-Vergleich übliche Menge
von 2,3 Millionen Hektoliter. Dies sorgt für eine Entspannung auf dem
Weinmarkt, nachdem in den letzten Monaten durch die kleine 2010er Ernte
einzelne Lieferengpässe aufgetreten waren. Stabile Preise auf dem
Fassweinmarkt deuten darauf hin, dass das in diesem Jahr leicht angestiegene
Preisniveau für Pfälzer Wein gehalten werden kann.
Beim Weinabsatz über den Lebensmittelhandel einschließlich Discount hält
die Pfalz nach Erhebungen der Nürnberger Gesellschaft für
Konsumforschung (GfK) 2011 einen mengenmäßigen Anteil von 30 Prozent
und liegt auch beim Einkaufswert innerhalb der deutschen Weinbaugebiete auf
Platz Eins. Die ausreichend große Pfälzer Weinernte 2011 bietet laut Schrank
für die pfälzische Weinwirtschaft die Chance, ihren Marktanteil noch weiter zu
erhöhen.