Der frühere Weinküfer heißt ab dem beginnenden Ausbildungsjahr 2013/2014 Weintechnologe. Die neue Bezeichnung und die novellierte Ausbildungsordnung spiegeln den Wandel in der Produktpalette und den Herstellungsverfahren der Winzergenossenschaften, Kellereien und Weinbaubetriebe wider. Weintechnologen sind dort für die Herstellung und Vermarktung von Wein und anderen Weinerzeugnissen zuständig. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart betreut die Ausbildung von der Eintragung des Vertrags bis zur Abnahme der Abschlussprüfung.
Seit 1982 – aus diesem Jahr stammt die bisher gültige Ausbildungsordnung – hat sich das Berufsbild der Weinproduzenten verändert. Qualitätssteigerung durch neue Ausbaumethoden, Anbau neuer Rebsorten sowie neue Produkte wie Perlwein, Glühwein und Weinmischgetränke bestimmen heuten den Berufsalltag in vielen Kellereien. Diese Veränderungen wurden bei der Neuordnung des Ausbildungsberufs berücksichtigt, ebenso beispielsweise auch moderne Filtrationstechniken, mit denen sogenannte Trubstoffe aus dem Wein gefiltert werden. Mehr Gewicht hat die Vermarktung von Weinen erhalten. Angehende Weintechnologen sollen verstärkt lernen, Weinproben abzuhalten und Weine zu präsentieren. Auf die unterschiedlichen Rahmenbedingungen in den Betrieben geht die neue Ausbildungsordnung mit offenen Formulierungen ein. Sie ermöglichen es, eigene Schwerpunkte in der Produktpalette und den damit verbundenen Tätigkeiten in der Ausbildung stärker zu berücksichtigen.
Die Ausbildung zum Weintechnologen dauert drei Jahre. In dieser Zeit lernen die Auszubildenden je nach betrieblichen Schwerpunkten, den gesamten Herstellungsprozess zu steuern und zu begleiten. Sie nehmen die Trauben an und bewerten ihre Qualität, leiten die Vergärung ein und bauen die Weine aus. Während des Herstellungsprozesses kontrollieren Weintechnologen die Qualität des Weins und nehmen Proben, die sie sensorisch bewerten. Auch das Abfüllen, Etikettieren und Vermarkten ist Bestandteil der Ausbildung. Kenntnisse in der Informations- und Kommunikationstechnik werden ebenso vermittelt wie die korrekte Kellerbuchführung. Die neue Berufsbezeichnung bildet somit das gesamte Aufgabenspektrum ab. Zudem sind Verwechslungen mit dem Handwerksberuf Böttcher, der auch als Küfer oder Fassbinder bezeichnet wird, künftig ausgeschlossen.
Die Ausbildung findet im dualen System in Betrieben und in der Berufsschule Heilbronn statt. In der Region Stuttgart gibt es zehn Betriebe, die zur Ausbildung im bisherigen Beruf Weinküfer/-in berechtigt sind und ab diesem Jahr Weintechnolog/-innen ausbilden dürfen. Bundesweit haben in den vergangenen Jahren jeweils zwischen 60 und 90 Personen eine Ausbildung zum Weinküfer oder zur Weinküferin begonnen. Der Anteil der Frauen lag zuletzt bei rund 20 Prozent. Weinküfer und -technologen können sich zum/zur Winzermeister/-in, Techniker/-in für Weinbau und Önologie oder weiterbilden. Die Hochschule Heilbronn bietet außerdem den Studiengang „Weinbetriebswirtschaft“ an.