ökologischer Weinanbau

Internationale Weinwirtschaft setzt zunehmend auf ökologischen Weinanbau und Nachhaltigkeit.

Die internationale Weinwirtschaft setzt zunehmend auf ökologischen
Anbau und Nachhaltigkeit. Fachbesucher der ProWein 2012, Leitmesse
für Weine und Spirituosen, können im März einen marktumfassenden
Überblick über die aktuellen „Öko-Wein“ erhalten.

Die deutschen Verbraucher gelten als besonders umweltbewusst. „Öko-
Wein“ ist hier schon längst aus seiner anfänglichen Nische
herausgetreten. Namhafte Erzeuger wie Bürklin-Wolf (Pfalz) und
Wittmann in Rheinhessen, aber auch immer mehr Genossenschaften
zeigen, dass ökologisch oder biologisch-dynamisch erzeugte Weine von
herausragender Qualität sein können. Die Bio-Flächen wachsen stetig;
zurzeit werden rund 5.000 Hektar in Deutschland zertifiziert ökologisch
bewirtschaftet. „Bio ist mittlerweile ein Zusatznutzen, den der
Verbraucher mit einkauft. Er verbindet mit dem Begriff eine
höherwertige Qualität und will dadurch ein Stück weit zu einer
umweltschonenden Produktion von Lebensmitteln beitragen“, erklärt
Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Mainz. Mit einem Bio-
Anteil von fünf Prozent der Gesamtrebfläche liegen die deutschen
Winzer mit ihren griechischen und italienischen Kollegen an der
Weltspitze. Den höchsten Bio-Anteil halten die Österreicher inne (fast 8
Prozent).

Spanische Ökoweine stark im Export
Als flächenmäßig größter Biowein-Produzent gilt Spanien, dessen Öko-
Rebflächen sich innerhalb von nur zwei Jahren verdreifacht haben (jetzt
rund 54.000 ha). Für das starke Wachstum sind vor allem große
Kooperativen verantwortlich, aber auch manche Spitzenerzeuger mit
internationalem Renommee stellen vermehrt ihre Rebflächen auf Bio-
Bewirtschaftung um (etwa Torres). Spitzenreiter ist die Region Kastilien-
La Mancha, in der sich innerhalb nur eines Jahres die Bio-Rebfläche
mehr als verdoppelt hat (28.739 ha). Die spanischen Ökoweine werden
hauptsächlich exportiert. In der Federación Española de Empresas con
Productos Ecológicos (FEPECO), dem Verband ökologisch
produzierender Unternehmen, sind auch eine Reihe von Wein- und
Sherry-Erzeugern organisiert.

Frankreich: Tendenz steigend
Frankreich kann ebenso auf wachsende Anteile ökologisch
bewirtschafteter Rebflächen verweisen und dürfte 2012 die 6-Prozent-
Marke reißen. Das Elsass hat mit 9,1 Prozent den höchsten Bio-Anteil,
doch das Languedoc-Roussillon ist die Region mit der größten Bio-
Rebfläche (12.661 ha einschließlich Rebflächen in Umstellung), gefolgt
von der Provence (8.961 ha) und Aquitanien (5.464 ha). Mit 64 Prozent
wuchs die ökologisch bewirtschaftete Rebfläche in der Region Midi-
Pyrénées (Südwesten) am dynamischsten. Der Verband der
ökologischen Weingüter des Languedoc-Roussillon rechnet für
Frankreichs Biowinzer 2012 mit einem Absatz von über 172 Millionen
Flaschen (2009: 77 Millionen). Der nationale Verband für ökologischen
Weinbau – Fédération Nationale Interprofessionnelle des Vins de
l’Agriculture Biologique (FNIVAB) – zählt in Frankreich rund 2.800
Ökoweingüter, auf die schon 2008 10 Prozent der Weinumsätze in
Frankreich entfielen − Tendenz stark wachsend. Auch in Frankreich
werden Bio-Produkte stärker nachgefragt.

In Italien wurden 2009 rund 42.700 ha ökologisch bewirtschaftet, was
ein Wachstum von 6 Prozent gegenüber 2008 bedeutet. Die meisten
Flächen liegen im Süden des Landes (Sizilien: 10.337 ha, Apulien:
7.477 ha), aber auch viele toskanische Erzeuger sind inzwischen
zertifiziert. Die Toskana steht auf Rang 3 (5.335 ha).

Optimaler Überblick zur ProWein 2012
Die ProWein 2012 trägt der gewachsenen Bedeutung von Weinen aus
ökologischem Anbau Rechnung: In der neu hinzukommenden Halle
7.1., in der auch die zentrale Verkostungszone platziert ist, entsteht
eine konzentrierte Plattform in der sich Branchenverbände und
Aussteller mit dem Schwerpunkt Biowein präsentieren. „Ökologisch
erzeugte Weine spielen in der internationalen Weinwelt eine immer
wichtigere Rolle. Die ProWein-Besucher können sich am neuen
Standort auf einen Blick umfassend über die Neuheiten dieses
dynamischen Segments informieren.“, erläutert Ralph Dejas,
Geschäftsführer des in Deutschland mitgliedsstärksten Verbandes
Ecovin. Neben Ecovin sind unter anderem auch die oben genannten
Verbände FEPECO und FNIVAB sowie Demeter, Syndicat des
Vignerons Bio d´Aquitaine (Frankreich), Bioland Landesverband
Rheinland Pfalz, Naturian, Peter Riegel und VIVOLOVIN in 2012 am
neuen Standort in der Halle 7.1 zu finden.

Ebenfalls in aller Munde: Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit bezieht den gesamten Produktionszyklus des Weins ein,
einschließlich des Transports zum Konsumenten und der Verpackung.
Im Weingut gehören dazu auch Abwasser- und Energiemanagement
sowie Abfallrecycling, ja sogar der Umgang mit der „Ressource
Mensch“. Das heißt, dass sich ein Weinbaubetrieb mit seinen
Mitarbeitern auch als Teil des sozialen Umfelds am Standort betrachtet.
Der Anbau muss jedoch nicht zwangsläufig Kriterien der Bioverbände
erfüllen.
In Frankreich haben die großen Weinbauverbände längst Zielsetzungen
hinsichtlich des nachhaltigen Anbaus in ihre Maßnahmenkataloge
aufgenommen. In Bordeaux wurde schon vor vier Jahren eine CO2-
Bilanz vorgelegt, um eine klimaneutrale Produktionskette so weit wie
möglich umzusetzen. Dabei werden sämtliche Arbeitsschritte durch
entsprechende Faktoren in CO2-Einheiten umgerechnet und dadurch
quantifizier- und vergleichbar gemacht. So wurde beispielsweise
erkannt, dass die beiden Hauptfaktoren für CO2-Emissionen in der
Flaschenproduktion sowie beim Transport zum Kunden liegen. Viele
Winzer und Handelshäuser haben sich Aktionspläne vorgenommen, um
das Ziel der nachhaltigen Produktionsweise zu erreichen.
Ähnlich gehen die Winzer der Vereinigung „Vignerons en
Développement Durable“ vor, der sich namhafte Kooperativen wie
beispielsweise Mont Tauch und die Vignerons du Mont Ventoux
angeschlossen haben und die 2011 mit dem Nachhaltigkeitspreis des
Landwirtschaftsministeriums ausgezeichnet wurde. Bezeichnend für
Frankreich ist, dass auch Großerzeuger die Zeichen der Zeit erkannt
haben und an Nachhaltigkeitsstudien teilnehmen. „Unsere
Qualitätspolitik der vergangenen zehn Jahre hat schon Elemente des
nachhaltigen Wirtschaftens eingeschlossen, bevor dieser Begriff zum
Schlagwort wurde“, sagt Alain Castel von der Groupe Castel.

Vorreiter Kalifornien
Im Kalifornischen Weinbau spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle.
Seit 2010 existiert das Zertifizierungsprogramm der California
Sustainable Winegrowing Alliance. „Nachhaltigkeit ist nicht nur ein
Programm, sondern eine täglich gelebte Philosophie“, erklärt Chris
Savage, CSWA-Vorstandsmitglied und Umweltbeauftragter bei Gallo
Vineyards. „Dieses Engagement und seine positive Wirkung wird das
Wachstum der kalifornischen Weinwirtschaft auch in Zukunft sichern.“
In fünf Jahren hat sich die Zahl der am Nachhaltigkeitsprogramm
teilnehmenden Betriebe um 66 Prozent erhöht. Kalifornien betrachtet
sich derzeit als Weltmarktführer in Sachen Nachhaltigkeit.

Neuseeland will an die Spitze
Diesen Rang könnte Neuseeland für sich beanspruchen, wenn es das
2007 vom Verband New Zealand Winegrowers gesetzte Ziel erreicht,
bis 2012 die komplette Rebfläche im Rahmen eines Umwelt-Auditing-
Programms nachhaltig zu bewirtschaften. Auch biologische und
biologisch-dynamische Bewirtschaftung sowie die Zertifizierung nach
ISO 14001 zählen dazu. Derzeit sind nach Aussage des Verbands
geschätzte 94 Prozent der Anbaufläche und 90 Prozent der
Unternehmen beteiligt; der Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen
soll bis 2020 auf 20 Prozent steigen.

Südafrika mit Siegel
Die südafrikanischen Erzeuger können ab dem Jahrgang 2010 ihr
nachhaltiges Wirtschaften mit einem Zusatzsiegel am Flaschenhals
kenntlich machen: „Sustainable Wines of South Africa“. Es ergänzt das
Siegel „Wine of Origin“ und wird nach den seit der 2000er Ernte gültigen
Richtlinien der Integrated Production of Wine (IPW) erteilt, das globalen
Standards entspricht (etwa der FIVS oder der OIV). Das neue Siegel ist
auch Schwerpunkt des Auftritts von Wines of South Africa bei der
ProWein 2012. Rund 95 Prozent der südafrikanischen Trauben werden
inzwischen nachhaltig erzeugt, auf freiwilliger Basis wohlgemerkt. Auch
Konsumenten können mit Hilfe der Siegelnummer jeden Wein auf der
Website von „Sustainable Wines of South Africa“ zurückverfolgen
(www.swsa.co.za).

Zertifizierungen in Deutschland
Ohne neutrale Zertifizierung ist Nachhaltigkeit ein schwer zu
überprüfendes Kriterium, dessen sich Erzeuger sehr leicht bedienen
können. Inzwischen bietet das Deutsche Institut für Nachhaltige
Entwicklung e.V. (DINE) an der Hochschule Heilbronn Zertifizierungen
an; als erstes Weingut in Deutschland durfte das Ecovin-Weingut
Neumer/Kellerei Weinmann Organics (Rheinhessen) das Fair Choice-
Logo tragen. Der baden-württembergische Minister für Ländlichen
Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde, erklärte angesichts
der erfolgreichen DINE-Pilotprojekte: „Wertschöpfung und
Zukunftsfähigkeit schließen sich nicht aus, sondern bedingen sich. Mit
einer klugen Nachhaltigkeitsstrategie eröffnen sich viele
erfolgversprechende Chancen: neue Kunden, mehr Effizienz und
Innovation.“

Österreich auf dem Weg
Auch in Österreich steht das Thema Nachhaltigkeit auf der
Tagesordnung. Der Direktor des Österreichischen Weinbauverbandes,
Josef Glatt, beabsichtigt „aufbauend auf den bisherigen Vorleistungen
im Hinblick auf umweltgerechte Produktionsweisen, wie biologische
oder integrierte Produktion von Wein, eine verstärkte Positionierung des
österreichischen Weines in Richtung Nachhaltigkeit“.

Dem Bio-Trend hat sich in den wichtigsten Erzeugerländern das
Stichwort Nachhaltigkeit hinzugesellt. Beide internationale Trends
kommen den Erwartungen einer wachsenden Zahl von Verbrauchern
entgegen, die bereit sind, für umweltverträgliche Produkte und gute
Qualität auch tiefer in die Tasche zu greifen. Zur ProWein 2012 können
sich Besucher zu beiden Entwicklungen umfassend informieren.

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